plan

BUCH 5 (1997)

Masterplan einer Siedlung für ca. 8500 Einwohner an der Berliner Peripherie.
Die Arbeit erstreckte sich vom Städtebau bis hin zum Entwurf von Prototypen für exemplarische Gebäude.
Städtebaulich war es Ziel, einen Ort zu schaffen, der städtische Qualitäten (z.B. ausreichend Dichte, um Straßen als sozialen Raum funktionieren zu lassen) mit vorstädtischen vereint (z.B. ein eigenes Haus mit Garten besitzen zu können).
Architektonisch bemühte sich der Entwurf um Energie- und Kosteneffizienz (mit reduzierten Fassadenoberflächen und modularen Abmessungen für Teilvorfertigung) sowie um Zweckungebundenheit und Anpassbarkeit.

 Präsentationspläne (Originalgröße 70x100cm) 
(pdf,1.3M)

functions existing

Der Vorschlag beinhaltete eine Entwicklungsstrategie, die dem Land Berlin eine Realisierung ermöglichen sollte, ohne Verantwortung (und Gewinn) an einen kommerziellen Entwickler abzugeben. Diese bestand zunächst in der Suche nach einem geeigneten Grundstück mit strategisch günstiger Lage an der Stadtgrenze (an einem Kreuzungspunkt des Berliner Rings mit der S-Bahn), das sich in städtischem Besitz befand und von dem ein Teil in einer öffentlichen Ausschreibung für den Bau eines überregionalen Einkaufszentrums verkauft werden sollte.

← Das Projektgebiet mit Funktionsdarstellung des Bestands:
Wohnnutzung ist grün-weiß dargestellt, kommerzielle Nutzung hellblau, Werkstätten etc. dunkelblau, Bildungseinrichtungen rot, soziale Einrichtungen gelb-orange, kulturelle Einrichtungen hellviolett, Gesundheitswesen dunkelviolett, Erholungseinrichtungen hellrosa

functions proposed

Die grundlegende Infrastruktur (Autobahnanschluss, zusätzlicher S-Bahnhof, Teile des Straßennetzes) wäre hierdurch finanziert, und die Entwicklung könnte mit der schrittweisen Erschließung und Vermarktung schmaler Grundstücksstreifen für die Errichtung individueller, dreigeschossiger Stadthäuser vorangehen, bis die Siedlung schließlich mit einem zentralen Park, einer Stadthalle und einem umschließenden Ring von Wohn- und Geschäftshochhäusern abgeschlossen würde.

← Die vollendete Struktur mit der Hauptachse entlang des S-Bahn-Damms, zwischen neuem Einkaufszentrum und existierendem Ortskern. Die Wohnquartiere entwickeln sich auf einem rechtwinkligen Raster, dessen übergeordnete Straßen senkrecht zur Achse orientiert sind (Bestand schwach grün dargestellt).

new station as a bridge over highway

Um die Aufmerksamkeit der vorbeifahrenden Automobilisten auf eine mit dem Einkaufszentrum verbundene Park+Ride Anlage zu lenken, ist der neue S-Bahnhof quer über der Autobahn angeordnet und dient so auch als Fußgängerbrücke.

Die weitläufigen Parkplätze ziehen sich, leicht in den Boden eingesenkt, entlang der Straße und geben so den Blick auf die Sporteinrichtungen östlich der Bahn und das Einkaufszentrum frei.

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Das Einkaufszentrum entwickelt sich hinter den Parkplätzen in die Breite, mit einem Hauptgebäude, das die Einfahrt in die Hauptachse der Siedlung markiert.

Zwei schlanke Bürotürme tragen weithin sichtbare Leuchtwerbung, die die Szenerie nachts erhellt.

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Auf seiner Rückseite öffnet sich das Hauptgebäude zu einem Platz um ein Wasserbecken, als Endpunkt einer zentralen Fußgängerzone entlang eines Kanals. Der Bereich wird beidseitig von kleinerer Geschäftsbebauung gesäumt, die über Straßen entlang ihrer Rückseiten erschlossen wird.

Die Fläche zwischen dieser Achse und der S-Bahn ist potentiell störendem Gewerbe vorbehalten.

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Ein Teil des Projektgebiets wird von einer Moorlinse eingenommen, die – anstatt aufwändig trockengelegt und zu Baugrund umgewandelt zu werden – in ihrem Zustand belassen wird und als zentrale Grünfläche dient.

Während sich die Hauptstraße um die Moorlinse herumschwingt, laufen die Geh- und Radwege in Form hölzerner Stege geradeaus über die Grünfläche durch.

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Auf der anderen Seite des Grüns treffen sich Strasse und Stege in einem Kreisverkehr um die neue Gemeindehalle, die mit angrenzenden Schulgebäuden das kulturelle Zentrum der Anlage bildet und sie an existierende Wohngebiete im Norden anbindet.
Westlich der Achse schließt sich die eigentliche Wohnsiedlung an. Die Wohnquartiere sind auf einer rechtwinkligen Topologie entwickelt, mit übergeordneten Straßen in Ost-West-Richtung und kleineren Wohnstraßen, die diese in unregelmäßigen Abständen verbinden.

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Während die Siedlung langsam von der Achse nach Westen wächst, vermeidet die Rasterstruktur Sackgassen und erlaubt eine ständige Anpassung und Differenzierung.
Die engen Wohnstraßen sind eine halbe Geschosshöhe gegenüber den Erschließungsstraßen abgesenkt und wechseln sich mit breiteren Grünstreifen ab, die um die gleiche Höhe angehoben sind. Die dazwischen liegenden Reihenhäuser besitzen so eine 3-geschossige Fassade zur Straße und eine zweigeschossige zum Garten, mit einer möglichen Erschließung von beiden Seiten.

residential building structure

Zur Überpüfung des Konzepts wurde eine Anzahl von Haustypen entworfen, die von Reihenhäusern in unterschiedlicher Größe ('akg' und 'ikg' Serien) bis zu Mehrzweckgebäuden ('mfg' Serie) reicht, die die Erschließungsstraßen flankieren sollen.

Obwohl das private Stadthaus den Grundtyp der Reihenbebauung ausmacht, können die Gebäudetypen auf vielfältige Weise kombiniert werden, um hofartige Strukturen oder gemeinschaftliche Wohnanlagen zu bilden.

← ein Ausschnitt aus den möglichen Konfigurationen, von links nach rechts:
ein Appartment-Gebäude aus akg-Typen (unten näher beschrieben), eine akg-Reihe, zwei Kombinationen von akg- und ikg-Typen, zwei Reihen aus ikg-Typen.

Mit ihrer reduzierten Fassadenfläche sind die ikg (InnenKernGebäude) die ökonomischten Prototypen und daher als Grundmodell für die Siedlung vorgesehen.
Auf einem 100m² großen Grundstück (3,75m breit und etwas über 27m tief) bietet die kleinste Variante bereits 6 Räume mit je 16m², zuzüglich Küche und zweier Bäder.
Um Wärmeverluste zu minimieren, sind die Fassaden mit beweglichen Paneelen ausgestattet, die die Verglasungen schließen, wenn die Bewohner schlafen oder abwesend sind.
Ein zentraler Schacht nimmt einen vorgefertigten Gebäudekern auf, der sämtliche technischen Installationen bündelt. Oberlichter beiderseits des Kerns lassen Tageslicht bis in das Untergeschoss dringen.

Die sechs Räume der Wohneinheit sind auf drei Etagen um den zentralen Kern verteilt, der Treppe, Küche, zwei Bäder und einen über Dach geführten Technikraum mit dem Heizungs- /Lüftungssystem enthält. Auf Straßenniveau dient ein Raum als Garage (könnte aber auch gewerblich genutzt werden), während der andere als Abstellraum ausgewiesen ist (obwohl ausreichend über ein unter dem Holzrost der darüberliegenden Terrasse angeordnetes Fenster belichtet). Auf Gartenniveau ist ein Wohnraum zu Straße hin orientiert, während sich der Essbereich mit direkter Verbindung zur Küche zu Terrasse und Garten hin öffnet. Das Obergeschoss beeinhaltet noch zwei Wohnräume und ein Bad. Mit Ausnahme des stählernen Kerns können die Häuser in einer Vielzahl von Konstruktionensweisen erstellt werden.

g04

Zu den Erschließungsstraßen hin müssen die Reihenhauszeilen mit artikulierten Kopfbauten abgeschlossen werden, wozu eine Serie von Multifunktionsgebäuden ('mfg') erdacht wurde. Diese bestehen aus einem robusten Betonskelett und außen angehängten, vorgefertigten Elementen für Küchen, Bäder und Treppen.
Wie die ikg-Serie verfügen die mfg-Gebäude über ein Erdgeschoss, das als Garage oder Gewerbefläche genutzt werden kann. Verschiedene Modelle erlauben eine Anpassung an die unterschiedlichen Gebäudetiefen der ikg- und akg-Reihen, und können auch freistehend als Abschluss der Grünräume Verwendung finden.

← ein mfg-2 Gebäude schließt eine 9,50m tiefe Reihe von akg.Gebäuden ab (siehe auch die Pläne im pdf-Format)

g05

Als kleinere Varianten der ikg-Serie verfügen die Gebäude der akg-Serie (AußenKernGebäude) nicht über eine Garage. Mit ihren (vorgefertigten) Funktionsmodulen zur Starße hin orientiert, sind die akg weniger tief als die ikg Serie, aber um soviel breiter, dass ein PKW längs vor der Fassade abgestellt werden kann, wodurch die Wohnstraßen schmaler gehalten werden können.

Neben ihrer Nutzung als Reihen-Einfamilienhaus können die akg-Typen auch leicht zu gemeinschaftlichen Wohnanlagen zusammengefasst werden:
indem man z.B. die abgesenkte Wohnstraße mit einer Betondecke schließt, entsteht ein Appartment-Gebäude, bei dem jede Wohneinheit sowohl von der Tiefgarage als auch von der angehobenen Fußgängerzoneaus erschlossen ist.

g06

Eine Beispielkonfiguration (DECK 4 getauft, siehe Pläne) verbindet 28 akg Standard-Einheiten mit 4 modifizierten, die ihre Funktonsmodule leicht abweichend montiert haben und sich zu den Erschließungsstraßen hin orientieren.
Um den gemeinschaftlichen Aspekt zu betonen, sind die Terrassen als durchlaufende Holzroste ausgeführt, die nur durch die bei Nutzung geöffneten Fassadenteile untergliedert werden.

akg01

Eine Fassadenstudie zweier akg-Einheiten zeigt die beweglichen Fassadenpaneele, die Sonnen-, Wärme- und Sichtschutz bieten.
Die Innenseiten der Paneele sind nicht im gemeinschaftlichen Eigentum, sodass sich nach einiger Zeit ein lebhaftes Bild bieten dürfte, wenn die Fassade geöffnet ist.
Unter dem Holzrost der Terrassen befinden sich Fenster zur Belichtung des Untergeschosses.

← die Illustrationen wurden auf einer Sparcstation mit 32mb RAM und 40mHz CPU-Takt mittels Greg Wards 'Radiance Synthetic Imaging System' erzeugt, einer freien Lichtsimulations-Software, die viele Merkmale aktueller, kommerzieller Pakete vorwegnahm.